Nachdem wir ausgiebig geschlafen haben (6 Stunden sind völlig ausreichend..Schlaf wird eh immer überbewertet..) machen wir uns nach einem "französischen Frühstück" (Baguette, was sonst..) daran die Lonely-Planet-Walking-Tour zu meistern. Wenn der Lonely-Planet eine Dauer von 6 Stunden ansetzt (inklusive dreier Museumsbesuchen und gefühlten 15km Fußmarsch) klingt das für uns nach einer lockeren Herausforderung. Gesagt getan wird fröhlich gestartet. Über das Wetter braucht man sowieso nicht allzu viel Worte verlieren: Es sind hier sowieso nie weniger als 30 Grad im Schatten, was einen ausgewachsenen Durchschnitteuropäer immer wieder seine klaren körperlichen Transpirations-Grenzen aufzeigt. Wir ziehen also los, vorbei an zahllosen Souvenirläden, durch den Cong-Vien-Van-Hoa-Park, einem kleinen grünen Flecken in mitten der hektischen Rollermetrolpole.
Roller gibt es hier wie Sand am Meer (eine Statistik listet pro zwei Einwohner einen Roller auf..), die wie ein Schwarm wilder Hummeln durch die Straßen dieser Stadt ziehen und einen beim Überqueren der Straße immer wieder aufs Neue mit dem Leben abschließen lassen. Zebrastreifen sind wie immer nur rein zu Dekorationszwecken gedacht und rote Ampeln natürlich ebenso. Nachdem wir bei den ersten Überquerungen fast von einigen Rollerfahrern gestreift wurden, haben wir uns die Einheimischen als Vorbild genommen und ihre Vorgehensweise adaptiert: Man geht zielstrebig auf die Straße immer mit Blick auf die Rollerfahrer und läuft gaaaaaanz langsam aber unbeirrt durch die Hummelschwarm in Richtung der anderen Straße, und siehe da, es funktioniert! Der Schwarm teilt sich um einen auf und lässt einen passieren. Nach dieser ersten Erkenntnis und dem ersten Laufkilometer machen wir auch schon Halt beim Pho2000, einem Suppenladen der sich als Ziel gesetzt hat uns den Schweiß aus den Poren zu treiben. Frisch gestärkt und durchtranspiriert ziehen wir auf die andere Straßenseite zum Ben Thanh Market, einem Markt in dem es nur so wuselt vor lauter kleinen Vietnamesen, die vom T-Shirt über Gewürze bis zur Rolex alles verkaufen wollen. Nachdem wir deren Fängen entkommen sind ziehen wir über den Meeeegakreisverkehr um den Tran Nguyen Hai durch zahllose kleine Einkaufsstraßen bis wir beim Street-Market ankommen. Abgehärtet vom letzten Markt lassen wir uns auch hier nichts andrehen und marschieren fröhlich weiter. Kurzer Boxenstop im klimatisierten Xcream Café und weiter gehts zum Municipal Theater, dem Rex-Hotel und dem Hôtel de Ville. Immmer den festen Zeitplan des Lonely Planet im Kopf geht es weiter zum Hoh Chi Minh Museum, wo wir allerlei Kriegsgerät und Fakten zur Stadt bestaunen können, während sich ein paar Hochzeitspaare in dem Museum in voller Montur durch Fotografen ablichten lassen. Was kann es schöneres geben als ein paar Hochzeitsbilder vor einem alten Flakgeschütz. :-)
Anschließend haben wir noch nicht genug von Land und Kultur und ziehen zum in die Jahre gekommenen Reunification Palace, einem geschichtsträchtigen Ort in dem es viele farbige Besprechungs- und Konferenzzimmer gab, samt Chilloutzone für den Präsidenten und einem Hubschrauberlandeplatz. Abgerundet wurde das ganze durch einen verwinkelten Geheimdienstbunker unter dem Gebäude mit allerlei Technik aus den 60er Jahren. Zahlreiche Geheimgänge sorgen für ein wohliges Sicherheitsgefühl des Präsidenten und als wunderschönen Abschluß darf natürlich ein Tanzsaal auf dem Dach mit riesiger Dachterrasse, auf dem man sicher super ein paar spritzige Cocktails schlürfen könnte, wenn es denn erlaubt wäre. Hungrig stürzen wir wieder aus dem Palast und ab in das gegenüberliegende Restaurant Quan An Ngon, welches uns mit heimischen Spezilitäten verwöhnt. Timo bestellt sich auch gleich einen köstlichen Frosch, während Maik noch etwas abgeschreckt durch die heimischen Spezialitäten (Quallen, Aale, Schnecken) zu den Shrimps greift. Frisch gestärkt geht es anschließend zur Notre Dame, du uns als Europäer eher kalt lässt, denn im Gegensatz zu unserem gigantisch ausgeschmückten Kirchen wirkt diese hier eher blaß.
Dann auf zum letzten Punkt der Tour: Wir beschließen zur Jade Emperor Pagoda zu laufen, was sich als wahrer Marathon durch die Rush Hour von Saigon herausstellt. Wie so oft zeigt sich auch hier: Nur ein tapferer Europäer läuft einfach mal so drauf los in der großen weiten Welt. Die Einheimischen würden nie auf die Idee kommen auch nur 100 Meter ohne Roller zurückzulegen. Benebelt vom Zweitakter-Dunst fühlen sich unsere Lungen auf jeden Fall nach der Ankunft am Bestimmungsort an wie nach ner Stange Lucky Strikes und die Füße schmerzen auch so langsam. Die Pagode hat sich gut versteckt und bietet nach dem Marsch zumindest einige Minuten erholsame Ruhe. Den Rückweg werden wir schon aus gesundheitlichen Gründen nicht laufen und im Nachhinein sind wir auch ganz froh uns gegen das Motorradtaxi und für den klimatisierten Van entschieden zu haben. Der macht uns zwar mit 2,50 EUR für ne halbe Stunde arm ;) aber man gönnt sich ja sonst nix.
Dann wird erst mal gechillt im Guesthouse bevor wir uns nochmal um den Block begeben und den Abend ausklingen lassen. Am nächsten Morgen steht schließlich schon um 7.30 Uhr der Bus ins Mekong-Delta vor der Tür. In diesem Sinne: Chúc Ngù Ngon (Gute Nacht)!!
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