Um 7 Uhr werden wir von 2 Rikschas abgeholt, die uns zum Pier bringen, wo wir dann auf ein überraschend kleines Speedboat mit ca. 12 Sitzplätzen umsteigen. Bis es endlich losgeht sind wir vor Hitze in dem Kahn schon fast gestorben, doch dann fegt unser schwimmender Brutkasten über den Mekong auf die Kambodschanische Grenze zu. Der Fluss ist hier teilweise mehrere Kilometer breit und oft lässt sich das Ufer gar nicht mehr erkennen, da alles überschwemmt ist so weit das Auge reicht. Vorbei an vielen Fischerbooten und halb im Wasser versunkenen Hütten nähern wir uns schließlich der Grenze. Während es am vietnamesischen Grenzposten noch recht schnell geht, warten wir an der kambodschanischen Station fast eine Stunde bis wir unser Visum im Pass haben. Zwischendurch wurde noch aus unerfindlichen Gründen versucht den Grenzposten mit einer riesigen Pumpe unter Wasser zu setzen... Vielleicht wurde auch nur geputzt, man weiß es nicht ...
Schließlich haben wir auch das hinter uns und es geht nochmal knappe 3 Stunden weiter nach Phnom Penh, das irgendwann im Dunst vor uns auftaucht. Aus der Nähe betrachtet zwar eine Baustelle an der anderen, aber alles in allem glitzern und funkeln uns schon vom Wasser aus unzählige Tempel, Pagoden und Paläste an. An der Anlegestelle werden wir von einer Horde gieriger Tuktuk- und Taxifahrern eingekreist, bis wir uns für die entspannte Fahrt mit dem Tuktuk entscheiden. Auf den 10 Minuten Fahrt zum Hotel stellen wir fest, dass Phnom Penh uns echt sehr gut gefällt und die Erwartungen definítiv übertrifft. Das Verkehrschaos scheint im Vergleich zu HCMC auf jeden Fall überschaubar, es fahren viel mehr Autos und weniger Mopeds auf den Straßen und fast in jeder Straße stehen unglaublich schöne Villen aus der Kolonialzeit. Im Großen und Ganzen wirkt hier alles einen Schritt weiter und sehr sauber ist es auch. Das hier mehr Geld vorhanden ist und alles etwas teurer ist wird in den kommenden Tagen jedoch auch unser Geldbeutel noch zu spüren bekommen ;)
Das Hotel hält die nächste positive Überraschung für uns bereit. Im Boddhi Tree Umma beziehen wir unser gemütliches Zimmer mit angrenzender Terrasse und sehr gutem Restaurant gleich mit dabei. Doch allzu lange halten wir uns hier nicht auf, denn wir wollen den Tag noch nutzen und lassen uns sogleich von einem Tuktuk zu den Killing Fields von Cheung Ek fahren, Kambodschas größter Gedenkstätte an den Völkermord der Khmer Rouge. Auf der Straße dahin wünschen wir uns auch einen Mundschutz wie ihn hier viele Einheimische tragen, denn als wir ankommen fühlen sich unsere Lungen an, als hätte jemand einen Zementsack hineingeleert, aber dafür sind wir um eine Erkenntnis reicher: in einen Nissan-Kleinbus passen problemlos ca. 25 Leute! Da sind wir doch froh dass wir unser Tuktuk wenigstens zu zweit haben.
Angekommen an den Killing Fields statten wir uns mit Audio Guides aus und begeben uns auf den Rundgang, der doch ziemlich auf die Stimmung drückt, denn die hier vorgefallenen Grausamkeiten kann und will man sich teilweise gar nicht vorstellen. Die Massengräber sind zwar mittlerweile zum Großteil ausgehoben aber hier und da liegen noch Knochen- und Zahnreste auf dem Boden herum. Die Gedenkstupa in der Mitte des Areals birgt tausende von Totenschädeln, Knochen und Kleidern, die aus den Gräbern geborgen wurden. Insgesamt musste auf den Killing Fields in Kambodscha während des Pol Pot-Regimes ca. ein Viertel der Bevölkerung ihr Leben lassen und dies teilweise auf grausamste Art und Weise. Um Kugeln zu sparen wurden teilweise Palmblätter zum Durchschneiden der Kehlen verwendet und kleine Kinder wurden mit dem Kopf gegen Bäume geschlagen ... Weitere Details sparen wir uns hier, auf jeden Fall sind wir nach der kleinen Nachhilfestunde in kambodschanischer Geschichte doch ganz schön geschockt als wir den Rückweg zum Hotel antreten.
Dort heißt es erst mal Frischmachen und uns dann was zum Abendessen suchen. Entlang der Uferpromenade häufen sich unzähliche kulinarische Möglichkeiten und wir entscheiden uns schließlich für einen leckeren Thailänder bevor wir ein paar Straßenecken weiter gemütlich ein paar Mai Tais in uns hineinstapeln. Und da wir schon mal in der Großstadt sind und es Samstag abends ist versacken wir anschließend auch gebührend im Heart of Darkness,von wo aus wir zu uns unbekannter Zeit mit leichter Schlagseite wieder im Hotel aufschlagen.
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